Canción sin nombre
Melina León, Peru, Spanien, Schweiz, USA, 2019o
Peru 1988: Die mittellose Georgina erwartet ihr erstes Kind und stösst auf die Annonce einer Klinik, die schwangeren Frauen kostenlose Unterstützung anbietet. Nach der Geburt verweigert man ihr die Auskunft, wo sich ihr Baby befindet. Georgina wendet sich an einen Recherchier-Journalisten einer grossen Zeitung.
Im Peru der 1980er Jahre recherchierte der Reporter Ismael León den Fall einer jungen Indiofrau, der eine angebliche Hilfsorganisation ihr Neugeborenes geraubt hatte. Seine Tochter Melina greift diesen Fall in ihrem ersten langen Spielfilm auf, zielt dabei aber weniger auf das prototypische Einzelschicksal als auf ein Stimmungsbild jener Zeit der Hyperinflation, korrupter Klüngelei im Justizapparat und hilfloser Guerrilla-Aktionen, zwischen denen Mittellose und Minoritäten aufgerieben wurden. Dabei weiss die Nachwuchs-Regisseurin noch wenig anzufangen mit ihren DarstellerInnen und verzettelt sich öfters in schwach fundierten Nebenhandlungen oder trübsinnigen schwarzweissen Symbolbildern. Die Intensität eines bösen Traums hat der Film dennoch, nicht zuletzt dank einem intensiven Soundtrack, der Elemente der lokalen Volksmusik aufgreift.
Andreas Furler